Ob wir uns in Jemanden verlieben und ob man wirklich mit der Person
zusammenpasst sind häufig ganz unterschiedliche Geschichten.
Über Verliebtsein entscheidet unsere Hormone, vielleicht auch, ob uns
das Aussehen gefällt, der Geruch, etc. Es ist leider gar kein Kriterium
dafür, ob man als Paar gut funktioniert. Manchmal sogar im Gegenteil:
Gerade Gegensätze ziehen sich oft an. Gerade was ganz anders ist, wirkt
in der Kennenlernphase sehr aufregend. Und gerade Menschen, die nicht so
ganz verfügbar sind, sehr autonom wirken etc. können unseren
"Jagdinstinkt" wecken und unsere Hormone besonders puschen. Hinterher
stellt sich dann vielleicht aber doch heraus, dass die andere Person gar
nicht richtig beziehungsfähig ist und statt Freude und Erfüllung uns
eher Frust und Liebeskummer bei dieser Person erwarten.
Wie finde ich jedoch heraus, wer gut zu mir passt und mit wem ich eine
erfüllte Beziehung führen kann?
1. Verfügbarkeit / Bindungsfähigkeit
Das erste Kriterium sollte sein, ob der andere überhaupt für eine
Beziehung verfügbar ist. Das meint, ist der andere bereit sich zu
binden? Oder hat er unter Umständen große Bindungsängste? Oder ist der andere
noch nicht über eine alte Beziehung hinweg etc. ?
Bei Polyamoren Beziehungen: Hat der andere Ressourcen für eine weitere
Beziehung? Wie sind die bisherigen Beziehungen gestaltet? Wie
langfristige Beziehungen ist der andere bisher eingegangen?
Und wenn die Antworten negativ ausfallen: Ist dem anderen das bewusst
und ist er gewillt Hilfe anzunehmen und daran zu arbeiten?
Wenn das nicht der Fall ist, dann empfehle ich dringend, den anderen
erst mal heilen zu lassen und sich nicht selbst die Retterrolle
aufzuhalsen oder dem Glauben zu verfallen "bei mir wird alles anders".
Herausfinden kann man dies, indem man z.B. nach alten Beziehungen fragt,
nach typischen Bindungsmustern etc. Oder auch schon, wenn man merkt,
dass der andere sich sofort zurück zieht, sich eine ganze Woche lang
nicht meldet, für emotionale Themen, Reflektion und tieferen Austausch gar nicht bereit ist etc.
2. Gemeinsame Ziele / Visionen / Bild - wo könnte es hin gehen?
Als nächstes ist es wichtig, ob es gemeinsame Visionen gibt, eine
gemeinsame Vorstellung darüber, wie die Beziehung geführt werden soll.
Kann man sich ein gemeinsames Wohnen vorstellen? Gemeinsame Kinder? Wo
sieht man sich in 10 Jahren? Will man auf dem Land leben oder in der
Stadt? Kann man sich gemeinsame Projekte vorstellen? Hat man ein
gemeinsames Bild davon, welche Art von Beziehung man miteinander leben
will? Soll es eine offene oder geschlossene Beziehung sein usw.? Wenn man
gemeinsam eine Idee davon hat, wo man hin will und wie man leben möchte,
so gibt das einer Partnerschaft viel Stabilität. Wenn die Vision noch
unklar ist, kann sie sich natürlich auch noch entwickeln - schwierig
wird es bei unterschiedlichen Visionen vom Leben z.B. der eine möchte
Kinder, der andere nicht (und es ist keine polyamore Beziehung wo das
u.U. mit anderen Partnern möglich ist), der eine will auf dem Land wohnen, der andere in der Stadt, der eine möchte monogam leben, der andere offen.
Gemeinsame Werte
Eine Beziehung, in der die beteiligten Personen viele unterschiedliche
Werte haben, braucht entweder ganz viel Toleranz und Verständnis von den
beteiligten Personen oder ganz viel Streit ist vorprogrammiert.
Gemeinsame Werte können sich z.B. auf den Glauben beziehen, auf eine
ökologische Ausrichtung, auf Konsum und Materielles, auf eher eine
wissenschaftliche oder eine spirituelle Ausrichtung usw. Auch ein
gemeinsames Bild davon, wie man seine Kinder erziehen/begleiten möchte
und welche Werte man diesen vermitteln möchte, ist für eine Beziehung
mit Kindern sehr hilfreich.
Ähnliche Persönlichkeit
Je ähnlicher sich zwei Menschen sind, desto ähnlicher sind in der Regel
auch die Bedürfnisse und desto leichter lassen sich Lösungen finden, die
beiden gefallen. Je unähnlicher sich zwei Menschen sind, desto mehr
Beziehungskompetenz, Kommunikationsfähigkeiten, Toleranz und Flexibilität braucht es, um
gemeinsame Lösungen zu finden und den Alltag miteinander zu gestalten.
Das kann sich z.B. darin zeigen, ob man eher gesellig ist und viele
Aktivitäten mag oder lieber ein Buch liest und zu Hause bleibt, oder ob
man gerne alles vorher plant oder die Dinge gerne spontan angeht. Oder
ob man Entscheidungen aus dem Bauch heraus und schnell trifft oder
lieber alle Fakten sorgfältig gegeneinander abwägt. Ob man es lieber
ganz ordentlich mag oder ob ein wenig Chaos die Wohnung sogar
gemütlicher macht.
Gemeinsame Interessen
Und zu guter Letzt schafft es viel Verbindung, wenn man zumindest ein
paar Interessen gemeinsam hat: Sei es Menschen, die beide mögen, ein
Hobby wie klettern oder wandern, der gleiche Filmgeschmack, die
Vorliebe, gemeinsam zu kochen etc.
Was tun, wenn die Passung nicht so gut ist?
Wenn die Passung zwischen zwei Menschen nicht so gut ist, ist das in der
Regel erst mal keine Katastrophe. Es heißt lediglich, dass es die
Personen etwas schwieriger haben, gute Lösungen zu finden, mit der alle zufrieden sind. Dass sie vielleicht etwas mehr Energie in die Beziehung investieren müssen und
vor allem auch darin, ihre Beziehungsfähigkeiten zu verbessern.
Hilfreich ist es, sich zu fragen, was sind die Dinge, die für mich
unverhandelbar sind in einer Beziehung, wo die eigenen Grenzen liegen; hinsichtlich Persönlichkeit, Vision, Werten, Gemeinsamkeiten. Und hier kann dann auch das Ergebnis sein, sich gegen die Beziehung zu entscheiden. Die Beziehung nicht einzugehen, wenn
diese Dinge nicht erfüllt werden können bzw. es auch nicht wahrscheinlich ist, dass man sich gemeinsam dort hin entwickeln kann.
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