Erste Schritte in die Beziehungsöffnung: Was könnten Experimente sein?
- Mona Lohr
- vor 35 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Immer mehr Paare denken heute darüber nach, ihre Beziehung zu öffnen – sei es aus Neugier, dem Wunsch nach persönlicher Entfaltung oder um neue Erfahrungen zu sammeln. Doch wie beginnt man so einen Prozess, ohne die Beziehung zu überfordern oder das Vertrauen zu gefährden?
Dieser Beitrag stellt euch verschiedene erste Experimente vor, mit denen ihr die Öffnung eurer Beziehung achtsam und kontrolliert angehen könnt – ohne gleich komplett ins kalte Wasser zu springen. In welche Richtung euch die Experimente am meisten zusagen, ist z.B. davon abhängig, ob ihr lieber gemeinsam Erfahrungen machen wollt, oder alleine.
1. Klare Grenzen: Eine stufenweise Erweiterung der Nähe
Eine besonders achtsame Herangehensweise kann sein, die Öffnung in Phasen zu gestalten – mit klaren, abgestuften Grenzen, die ihr gemeinsam definiert. So könnte die erste Phase beinhalten, dass Kuscheln mit Anderen ok ist, aber nicht mehr. Und ihr evaluiert in dieser Phase, wie es euch damit geht und ob die Grenze erweitert werden kann. Die zweite Grenze könnte dann z. B. küssen sein. Stück für Stück könnte ihr dann überlegen, in welcher Form die Grenze erweitert werden kann.
Zwischen jeder Phase nehmt ihr euch Zeit für Reflexion, Austausch und Anpassung. Wichtig ist: Nichts wird „freigegeben“, bevor es nicht explizit besprochen wurde.
Vorteile dieser Methode:
Ihr behaltet jederzeit das Gefühl von Kontrolle.
Ihr entwickelt euch langsam weiter und gewöhnt euch stückchenweise daran, dass eure Partnerperson intimen Kontakt mit anderen Menschen hat.
Ihr könnt Unsicherheiten aufspüren, bevor sie eskalieren.
Diese Form der Öffnung braucht klare Sprache, Geduld und gegenseitiges Vertrauen – aber sie kann sehr stabilisierend wirken.
Vereinbarungen über die Häufigkeit / Ausnahmen treffen
Wenn eine*r von euch den Wunsch verspürt, eine solche Party oder ein Date mit jemand anderem auszuprobieren, kann eine andere Form von vorsichtigem Experiment sein: eine klar definierte Ausnahme zu definieren (siehe auch Monogamie mit Ausnahmen). Diese kann sich auf eine Person beziehen oder auch für alle gelten.
Zum Beispiel: Eine Person darf alleine einmalig eine sexpositive Veranstaltung besuchen oder ein sexuelles Erlebnis außerhalb der Beziehung haben – mit der Vereinbarung, danach gemeinsam zu reflektieren, wie es war und was es ausgelöst hat.
Einige Paare finden es hilfreich, gleich zu Beginn eine symmetrische Öffnung zu versuchen: Jede Person darf einmal eine sexuelle Begegnung mit einer anderen Person haben. Sollte es bei einer Person länger dauern, bis es dazu kommt, wartet die andere Person so lange. Danach wird gemeinsam ausgewertet. :
Wie hat sich das angefühlt?
Was hat es ausgelöst?
Möchten wir das wiederholen – oder war das genug?
3. Gemeinsam eine sexpositive Party besuchen – ganz ohne Druck
Ein sanfter Einstieg könnte auch sein, gemeinsam eine sexpositive Party oder ein Festival zu besuchen, bei dem Körperlichkeit und Konsens im Mittelpunkt stehen. Der Clou: Ihr vereinbart im Vorfeld, dass ihr dort nichts mit anderen Menschen macht. Es geht erstmal nur ums Zuschauen, Beobachten und darum, sich in dieser neuen Atmosphäre als Team zu erleben. Im Nachhinein reflektiert ihr das Erlebnis und überlegt euch, ob das Setting was für euch ist und ob ihr beim nächsten Mal eine andere Grenze vereinbaren wollt.
Egal für welches Experiment ihr euch entscheidet – eine gute Idee kann es sein, ein „Öffnungs-Tagebuch“ zu führen. Darin könnt ihr Gefühle, Ängste, Erfolge und Überraschungen festhalten. So schafft ihr Raum für bewusste Reflexion.
Fragen für die Reflexion:
Was hat sich gut angefühlt? Was nicht?
Gab es Eifersucht, Unsicherheiten, Freude?
Was habe ich über mich gelernt?
Was wünsche ich mir als nächsten Schritt?
Fazit: Beziehungsöffnung ist kein Alles-oder-nichts-Projekt. Vielmehr kann sie ein wachstumsorientierter Prozess sein, bei dem ihr Schritt für Schritt ausprobiert, was sich stimmig anfühlt.
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